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5. Zubehör für Klappkameras

Klappkameras bieten volles Rollfilmformat auf kleinstem Raum und sind daher ideale Reisekameras, die teilweise weniger Platz brauchen als ein modernes KB-Spiegelreflexsystem mit dem heutzutage so häufig anzutreffenden Zoom-Objektiv.

Eine Entscheidung für das mitzuführende Zubehör muß immer Nutzen, Aufwand und Größe in Betracht ziehen.

5.1 Sinnvolles Zubehör

Folgendes Zubehör hat sich als sinnvoll erwiesen:

Bereitschaftstasche

Durch die Bereitschaftstasche geschützt, kann die Kamera problemlos in einfachen Reisetaschen, Rucksäcken etc. transportiert werden. Außerdem bietet die Bereitschaftstasche einen guten Schutz gegen Regen. Die Bereitschaftstasche sollte idealerweise schon beim Kauf der Kamera dabei sein; nachträglich findet man in der Wühlkiste oder auf der Photobörse nur selten die passende Tasche. Manchmal wurden Kameras je nach Geldbeutel mit Taschen verschiedener Qualität ausgestattet; diese beiden Agfa Isola gab es sowohl mit Kunststofftasche (vorn) als auch mit Ledertasche (hinten). Bei der Ledertasche haben sich im Lauf der Zeit die Nähte gelöst, weswegen die Objektivabdeckung hier einzeln sichtbar ist.

Streulichtblende

Die Objektive der meisten Klappkameras sind, wenn überhaupt, nur einfach vergütet und daher relativ streulichtempfindlich. Mit einer Streulichtblende läßt sich die Bildqualität substantiell steigern. Passende Streulichtblenden sind meistens nur noch in den Wühlkisten der Photohändler bzw. auf Photobörsen erhältlich, da weder die Anschlußart (Steckblende oder Schraubgewinde) noch der Durchmesser in irgendeiner Weise genormt war.

Filter

Wer mit einer Klappkamera photographiert, wird oft auch SW-Material belichten wollen und dann die klassischen Filter (Gelb, Grün, Gelbgrün, Orange, Rot etc.) benutzen. In den für Klappkameras benötigten Größen und Anschlüssen sind sie oft nicht mehr neu zu bekommen, besonders wenn es sich um Steckfilter handelt. Hier hilft nur ein Besuch mit der Kamera beim alteingesessenen Photohändler und ausgiebiges Durchforschen der Wühlkisten.

Belichtungsmesser

Wer präzise belichten möchte und sich weder mit den Schätzungen von Film- und Belichtungstabellen zufrieden gibt noch auf Vermutung belichten möchte, braucht einen Belichtungsmesser. Das gilt besonders für Diafilm, setzt aber voraus, daß der Verschluß der Kamera wirklich in Ordnung ist und reproduzierbare Belichtungszeiten ermöglicht. Der Selenbelichtungsmesser der wenigen Klappkameras, die so ausgestattet waren, funktioniert heute mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht mehr.

Entfernungsmesser

Im Nahbereich wird die Schärfeneinstellung der Klappkamera sehr wichtig. Achtung: wer mit einem Objektiv der Lichtstärke 1:4 oder besser bei offener Blende innerhalb von 5m photographiert, bewegt sicht im Nahbereich des Objektivs! Dies gilt besonders für 6x9-Kameras, die standardmäßig meistens mit 105mm-Brennweiten ausgestattet werden. Wer also viel im Nahbereich photographiert, keinen Meßsucher bzw. keinen Entfernungsmesser an der Kamera und Schwierigkeiten im Schätzen von Entfernungen hat, sollte einen separaten Aufsteckentfernungsmesser (Photo Torsten Wiens) verwenden. Diese gibt es auch heute noch neu zu kaufen (etwa aus russischer oder ukrainischer Produktion), werden jedoch oft auch bei Gebrauchtphotohändlern oder auf Photobörsen angeboten; ein klassisches Modell ist z.B. der Watameter, dessen Bedienungsanleitung ( Seite 1 und Seite 2) (Photo und Scans von Roman Rohleder) alles Wichtige erklärt.

5.2 Optionales Zubehör

Drahtauslöser

Die Drahtauslöser, die sich manchmal bei alten Klappkameras finden, sind meistens sehr kurz (ca. 15 oder 20cm) und haben nur die Aufgabe, ein verwacklungsvermindertes Auslösen zu ermöglichen. Soll zu einer vorhandenen Klappkamera ein moderner Auslöser verwendet werden, so ist zu überprüfen, ob die Kamera am Verschluß oder der Auslösetaste überhaupt einen Anschluß für einen Drahtauslöser hat.

Stativ

Bei den heutigen hochempfindlichen und feinkörnigen Filmen erübrigt sich die Verwendung eines Stativs fast immer, denn bis zu einer 1/30sec lassen sich Klappkameras bei einiger Übung mit ihren erschütterungsarmen Zentralverschlüssen aus der Hand auslösen. Hochempfindlich steht in diesem Zusammenhang für alles mit einer ISO-Empfindlichkeit von 100ASA/21DIN oder höher, da das normale Filmmaterial aus der Zeit der Klappkameras meistens nur 12ASA/12DIN, 25ASA/15DIN oder evt. 40ASA/17DIN hatte.

Wer dennoch ein Stativ braucht, hat die Wahl zwischen alten dünnen Reisestativen mit wackligen Messingbeinchen (stilecht) und modernen Stativen. Hier muß jeder selbst entscheiden, was er wirklich braucht. Auf jeden Fall muß beachtet werden, daß viele Klappkameras ein 3/8"-Gewinde statt eines 1/4"-Gewindes haben und Gewindeadapter immer griffbereit sein sollten.

Selbstauslöser

Nur wenige Klappkameras bieten Selbstauslöser. Wer ein Gruppenphoto mit sich selbst machen möchte, braucht also einen externen Selbstauslöser. Dieser ist ein kleines Kästchen mit Federantrieb und Hemmwerk und wird je nach Bauart in den Drahtauslöseranschluß eingeschraubt oder an das Ende des Drahtauslösers gehängt. Die Verwendung eines Selbstauslösers setzt allerdings auch fast immer die Verwendung eines Stativs voraus.

5.3 Potentiell überflüssiges Zubehör

Folgendes Zubehör ist im Lichte der technischen Möglichkeiten moderner Spiegelreflexkameras nicht mehr unbedingt zu empfehlen und wird wohl eher von Sammlern gesucht:

Nahlinsen

In den Prospekten und Bedienungsanleitungen alter Klappkameras finden sich immer wieder Hinweise auf Nahlinsen verschiedener Stärke, oft versehen mit umfangreichen tabellarischen Angaben zur Entfernung, Belichtungsverlängerungen etc.

Sowohl die fehlende Schärfekontrolle als auch das Parallaxenproblem lassen die Nahlinsenlösungen aus praktischer Sicht heute als fragwürdig erscheinen. Wer Makrophotographie betreiben möchte, greift vermutlich heutzutage zur modernen Spiegelreflexausrüstung mit Balgen oder Makroobjektiv.

Blitz

Nicht alle Verschlüsse von Klappkameras verfügen über eine Synchronbuchse für ein Blitzgerät, und nur wenige davon lassen sich zwischen Elektronenblitz (X) und Kolbenblitz (M) umschalten. Wer es stilecht liebt, kann sich einen alten Kolbenblitz mit zusammmenfaltbarem Reflektor an die Kamera stecken, hat aber das Problem mit der Beschaffung der Blitzbirnchen.


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